Ein Hybridbau mit schwieriger Geschichte

Die Schloss-Arkaden: Einkaufen hinter historischer Fassade

Das Braunschweiger Residenzschloss, Sitz der Braunschweigischen Herzöge aus dem Hause der Welfen, ist schon lange keine Residenz mehr und es ist schon lange kein Schloss mehr. Denn dessen Reste wur­den 1960 abgerissen. An seiner Stelle am Bohl­weg stehen heute die Schloss-Arkaden, ein großer Ein­kaufs­tempel hinter his­to­ri­scher Fassade. Die ist nämlich tatsächlich mit originalem Baumaterial rekonstruiert wor­den, sozusagen als neues altes Wahrzeichen der Welfenstadt. Der Bau war äußerst um­strit­ten, wie schon dessen Vorgeschichte. Riskieren wir einen kleinen Blick zurück.

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Das Einkaufszentrum mit 120 Shops und Gastrobetrieben - Urheber: Braunschweig Stadtmarketing GmbH / Sascha Gramann

Es haftet einfach kein gutes Ohmen am Welfenschloss. 1717 begann der Bau des ersten Gebäudes. Land­bau­meister Hermann Korb war damals der Bauleiter. Doch das Ob­jekt sollte erst 1791 fertig werden. Es stand keine 40 Jahre. In der Nacht vom 7. auf den 8. De­zem­ber 1830, so haben es die Geschichtsschreiber fest­ge­hal­ten, brannte es nie­der. Elf Jahre später, 1840, machte sich Carl Theodor Ottmer ans Werk, ein neues Schloss zu errichten. Doch auch das sollte keine glorreiche Zukunft haben. Es wurde im Zweiten Welt­krieg schwer beschädigt. Am 15. Oktober 1944 über­zog die 5. Bombergruppe der Royal Air Force Braun­schweig mit einem Bombenteppich und löste damit einen verheerenden Fläch­en­brand aus, eine einzige Feu­er­höl­le. Es war das systematisch herbeigebombte Ende der alten historischen Stadt Braunschweig: Erst kamen die Sprengbomben. Sie deckten Häuser ab, lie­ßen Mauern einstürzen, warfen Strommasten um, brach­ten Fenster wie auch Möbel zum Zerbersten. Selbst Retter, wie die Feuerwehren, mussten in die Bun­ker flüchten. Jetzt kamen die Phosphor- und Brand­bom­ben, die einen regelrechten Feuersturm entfachten. Mehr als 1000 Menschen fanden nach Schätzungen von Historikern den Tod. Der Feuersturm dauerte zwei­ein­halb Tage.

Braunschweig war eine Nazi-Hochburg, Hitler Eh­ren­bür­ger, und der Dom war von den Nationalsozialisten zur nat­iona­len Weihestätte gekürt worden. Der Umgang mit diesem Kapitel der Braunschweiger Geschichte sollte sich schwie­rig gestalten. Und auch der Abriss der Schlossruine 1960 war wohl Ausdruck dessen. Nir­gend­wo im westlichen Teil von Nachkriegsdeutschland hatte es Vergleichbares ge­ge­ben, während auf dem Gebiet der ehemaligen DDR durch­aus Relikte ver­gan­gen­er Tage abgerissen wurden, um dem sozialistischen Baustil Platz zu machen. In Braunschweig entstand dort, wo einst das Schloss Herrschaftlichkeit aus­strahl­te, der Schlosspark. Er verkam mit den Jahren zum zweifelhaften Treffpunkt. Von 2005 bis 2007 wurde an alter Stelle schließlich das Ottmer-Schloss, also der zweite Bau, teilweise rekonstruiert und mit einem modernen Ein­kaufs­zentrum verbunden. Experten sprechen von einem Hy­brid­bau. Teile des Ein­kaufs­zen­trums greifen in den Schloss­bau. Es ist also eine Einkaufsmeile hinter his­tor­isch­er Fassade, aber nicht nur das: Die Stadtbibliothek und das Schloss­museum haben dort ihren Sitz. Heute finden auf dem Schloss­platz immer mal Kundgebungen statt. Wer etwas zu sagen hat, tut das auf dem Schlossplatz.

Es gibt noch viel über Braunschweig, sein Schloss und die Geschichte der Stadt zu erzählen. Doch das wollen wir ein anderes Mal fortsetzen. Bis dahin empfehlen wir Ihnen einen Besuch der Arkaden, natürlich mit ein­er Visite des Museums, eine lohnenswerte Reise in die Vergangenheit. Fragen Sie gern an der Rezeption nach der besten Bus- und Bahnverbindung. Auch mit dem Auto kommen Sie gut zu den Arkaden am Bohlweg. Ein Parkhaus schließt sich ihnen unmittelbar an.

Die Schloss Arkaden in Braunschweig sind das Wahrzeichen der Welfenstadt - Urheber: Braunschweig Stadtmarketing GmbH / Gerald Grote

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